Gastbeiträge, Gedenken, Thematik 26. Juni 2024

Ein würdiger 1. Veteranentag

von Gertrud R. Stein

Ein würdiger 1. Veteranentag am 15.06.2024 in Potsdam


Es ist jetzt 11 Tage her, der erste Veteranentag Deutschlands 2024. Einige Veteranenvereine und Reservisten-Züge hatten zu Veranstaltungen eingeladen. So auch die Guardians League Germany e. V. zu einem Besuch im Wald der Erinnerung. Dieser befindet sich auf dem Gelände des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr am Schwielowsee bei Potsdam. Es gab keine Zweifel, dass dies für zivile Bürger eine sinnstiftende Würdigung der Veteranen an einem solchen Tag ist und dieser Einladung zu folgen.


Um 11:00 Uhr trafen wir uns auf dem Parkplatz vor der Henning-von-Tresckow-Kaserne. An diesem Tag waren etwa 45 Personen bei der von Guardians League organisierten Führung durch diesen persönlichen Ort der Trauer dabei. Soldaten der Marine, Veteranen mit Familienangehörigen, zusätzlich eine Gruppe der Recondo Vets und auch Veteranen im Rollstuhl aus der Ukraine und zahlreiche Zivilisten.

Immer wieder emotional

Es wurden Gruppen gebildet mit je einem ausgebildeten Gedenkstättenführer der Bundeswehr. Langsam und mit vielen Fakten zur Bundeswehr und ihren Einsätzen begannen Stabsfeldwebel Eichstaedt und Stabsunteroffizier Gorn, uns auf das vorzubereiten, was uns dann erwarten wird. Ich habe die emotionale Wucht nicht kommen sehen, obwohl ich das Video vom „Memorial Run 2024“ der Recondo Vets MMC mit Dudelsack-Klängen und Gesang bereits gesehen hatte.


Es gibt viele Ängste bei den Menschen. Eine ist die Größte. Es ist die, die wir stets verdrängen und egal was wir tun oder wo wir sind, sie ist immer bei uns. Ihr Name ist „Sterben müssen”. Am Anfang ist da dieser Glanz in den Augen der Soldaten, wenn sie als Kameraden einen Auftrag ausführen oder in einen Einsatz gehen. Sie glauben an die Stärke der Gemeinsamkeit. Sie sind sich sicher, für eine gute Sache, für den Schutz von Menschen und eines Staates einzustehen.


Dann kehren sie zurück. Die Gewissheit, dass körperliche und seelische Verwundung bleibende Spuren hinterlassen oder das Leben kostet, nimmt vielleicht nicht den Stolz, aber diesen Glanz in den Augen. Es sind oft nur Tränen, die dann glänzen. Genau diese Gefühle der Anteilnahme und Demut überkommen dich, wenn du all die Schicksale der Soldaten und ihrer Familien hörst. Es sind bis heute 119 Namen mit Kupfer-Lettern in Stelen verewigt. Ob im Kosovo, in Afghanistan, in Mali oder in anderen Teilen der Welt, ihnen allen galt Stefan Brux intensives Gedicht “Stille Trauer” am “Ort der Stille” im Wald der Erinnerung. In uns wurde es still.

Am Ende wird allen die Frage gestellt: „Wer ermöglicht es dem Soldaten, Soldat sein zu können?“ Der Staat, das Parlament? Es sind die Familien, die den Dienst und seine Folgen mittragen. Viele von ihnen kommen immer wieder hierher, um die Bäume, die ihren toten Angehörigen gewidmet sind, zu einer Verbindung der lebenden Natur und ihrer Liebsten zu machen. Lasst uns daran denken, welchen hohen Stellenwert das Leben eines jeden Soldaten hat, der unsere Demokratie schützt und mit dafür sorgt, dass wir in Freiheit leben können.


Danke für euren Dienst!

In kleinen Gruppen standen wir noch lange beisammen und sprachen über das eben Erlebte, Themen zum Soldatenberuf und über Veteranenarbeit in Deutschland. Es gibt nun einen weiteren Eintrag von Veteranenkultur e. V. im Gästebuch. Wer ihn lesen möchte, kann sich auf den Weg zum Wald der Erinnerung machen, da dieser für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Auf der Website:
https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/gedenken-tote-bundeswehr/wald-der-erinnerung
könnt ihr euch darüber informieren und anmelden.


Für uns folgte das von Guardians League e. V. vorbereitete Treffen zum weiteren Kennenlernen und zum Austausch. Auf dem Campingplatz Himmelreich am Schwielowsee konnte jeder übernachten, der es wollte. An diesem Abend waren viele Begegnungen und persönliche Gespräche mit den eingeladenen Soldaten und Veteranen möglich. Rituale wurden gepflegt. Fragt mal bei Thomas Apelt nach, was es mit zwei Gläschen Whiskey auf sich hat. Nur so viel: Es hat etwas mit dem Gedenken an die Gestorbenen und der Demut der Zurückgebliebenen zu tun. Gänsehaut inklusive.


Gemeinsam essen, trinken, erzählen und lachen. Das Arbeiten an den gelben Schleifen für Jörg Hinrichs mit aufgenähten Patches, Logo-Pins und Armband reihte sich ein in die ehrenvolle Würdigung von Veteranen an diesem Tag. Alles trug dazu bei, den Veteranentagen der kommenden Jahre Vorbild zu sein und eine Selbstverständlichkeit des Zusammenkommens zu geben.

Ich persönlich freue mich auf den Veteranentag am 15.06.2025, ganz im Sinne des Leitmotivs unseres Kulturvereins Veteranenkultur e. V.:
Sehen. Verstehen. Integrieren.
Seid ihr und eure Familien dabei?

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