Meinung zum Veteranentag
Hallo,
mein Name ist Detlef Förster, ich bin 49 Jahre alt und Berufssoldat. Seit Tagen verfolge ich die Diskussionen über die Einführung eines Veteranentages. Ich selbst darf mich gemäß Definition des BMVg vom November 2018 als Veteran bezeichnen. 1996 wurde ich in die Bundeswehr als Grundwehrdienstleistender eingezogen, dann diente ich als Zeitsoldat und heute als Berufssoldat. Einsatzveteran darf ich mich auch nennen. Mein erster Einsatz 1999 SFOR, 2002 bis 2013 immer wieder ISAF und weitere Einsätze machen mich gemäß der Auslegung allgemeiner Annahmen zum Einsatz Veteranen. Erlebt habe ich sehr viel, und spurlos ist das alles auch an meiner Gesundheit nicht vorbeigegangen. 2016 wurde bei mir PTBS diagnostiziert. Ich denke, dass ich aufgrund dieser Tatsachen meine Meinung zum Thema Veteranentag äußern und zum Nachdenken anregen kann.
Sind Veteranen bessere Bürger?
Fühle ich mich als etwas Besonderes durch das oben aufgezählte? NEIN! Ich bin ein Bürger in Uniform, wie viele andere auch! Ich habe meinen Dienst verrichtet wie tausende Bürger in Uniform hier in unserem Land. Seit geraumer Zeit werden Soldaten erstmals in den Kreis der Einsatzkräfte aufgenommen und dort explizit durch Politiker oder auch innerhalb der Bevölkerung genannt, das war nicht immer so. Und das ist es, was meiner Meinung nach genau der richtige Ansatz ist für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Zivilbürger in Uniform, die ihren Dienst, egal in welcher Art und Weise, für unser Land verrichten, sind als gesamtheitlich zu sehen. Wir alle stehen im öffentlichen Dienst für unsere Gesellschaft. Zum Teil wollen wir Soldaten wie andere Rettungs- und Ordnungskräfte gesehen werden. Sollte daher nicht allen offiziell der Gesellschaft dienenden ein Tag gewidmet werden? Also ein Einsatzkräfte- und Veteranentag. Ich finde die Lösung, einen Tag der Einsatzkräfte zu schaffen, gesellschaftlich sowie auch politisch viel besser und vor allem gerechter dem Bürger in Uniform gegenüber.
Ich bin kein besserer Bürger in Uniform gegenüber anderen Uniformträgern, nur weil ich mein Land außerhalb unserer Staatsgrenzen vertreten und repräsentiert habe und die Werte unserer Grundordnung nach Ansicht unseres Parlaments dort verteidigt habe. Man muss mir meiner Bewertung nach nicht mehr Dank, Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen als jedem weiblichen und männlichen Polizisten, Feuerwehrmann, Sanitäter, Rettungskraft, Zollbeamten, Justizvollzugsbeamten und allen weiteren, die sich für unsere Gesellschaft einsetzten.
Ein Veteranentag wird meiner Meinung nach zu weiteren Diskussionen führen und berechtigte Fragen aufwerfen. Warum haben alle anderen Einsatzkräfte einen solchen Tag nicht verdient und was macht mich so besonders und wertvoller den anderen Uniformträgern gegenüber? Sie alle können während ihrer Einsätze körperliche und seelische Schmerzen und Wunden erleiden, im schlimmsten Fall ihr Leben lassen. Alle tragen die Angst davor stets mit sich.
Mein Fazit
Ich kann all die Forderungen für einen Veteranentag nachvollziehen, da die Politik seit Jahrzehnten über öffentliche Anerkennung und Wertschätzung für Soldaten und Veteranen lediglich redet und nur wenige Ergebnisse präsentiert. Die Diskussion über einen Tag der Einsatzkräfte und Veteranen sollte seitens der Politik nicht das Ziel haben, einen Veteranentag zu verhindern, sondern den gesellschaftlichen und politischen Zusammenhalt unseren Einsatzkräften zu signalisieren.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Anerkennung und Wertschätzung bedeutet für mich, dass wir alle gleich sind und somit haben alle Einsatzkräfte diesen Tag der Ehrung verdient.
Es ist mir bewusst, dass ich hier meine persönliche Meinung darstelle, die trotz meiner Position als Vereinsvorstand nicht repräsentativ für alle Mitglieder ist. Nicht jeder im Verein wird meinen Standpunkt teilen und das ist völlig in Ordnung. Ich möchte den Beitrag als Grundlage zum Nachdenken verstanden wissen, innerhalb und außerhalb vom Verein Veteranenkultur e.V.
