Aktion, Interview, Mitmachen 5. Dezember 2023

Podiumsdiskussion zu den Invictus Games vom 25.11.2023

von Gertrud Stein und Detlef Förster

Wir sind mehr als zufrieden

Die vor Ort beteiligten Mitglieder des Vereins Veteranenkultur e.V. einschließlich Vorstand sind begeistert über die starke Resonanz der Podiumsteilnehmer, der Gäste und besonders aller Online – Teilnehmer. Die Gespräche vor Beginn oder in der Pause bei einem leckeren Büfett mit alkoholfreien Getränken, sowie auch nach der Diskussion zeugten vom großen Interesse an den Themen Invictus Games 2023 und Veteranen in der Mitte der Gesellschaft Deutschlands.

Eine besonders positive Begleiterscheinung dieser Podiumsdiskussion war, die spürbaren Emotionen sowie die doch teilweise sehr unterschiedlichen Sichtweisen. Begann die erste Runde der Podiumsdiskussion um 16:00 Uhr noch bedächtig mit der Vorstellung der Podiumsgäste und ihren persönlichen Eindrücken zu den Invictus Games 2023, so war die zweite Runde ab 18:15 Uhr ein lebhafter Austausch von Sichtweisen, gefühlvollen Statements und gut begründeter Argumentationen. 

Ins Gespräch kommen

Als die Frage von einem Studenten der Friedrich-Wilhelm-Universität gestellt wurde, was mit den 40 Millionen Euro anderweitig für die betroffenen Veteranen sowie deren Familien hätte erreicht werden können, wurde es sehr emotional. Nicht nur Thomas Kroner sowie seine Frau ergriffen das Wort, um zu bekräftigen, dass für alle Betroffenen der Invictus Games die öffentliche Wahrnehmung, die spürbare Anerkennung und Wertschätzung der Öffentlichkeit allen Teilnehmern viel gegeben hat und zum seelischen Heilungsprozess beigetragen hat. Diese eine, doch gerechtfertigte Frage sowie die daraus resultierenden emotionalen Aussagen vieler Beteiligten sind beispielgebend für den ganzen Abend dieser Podiumsdiskussion.  

Was bleibt von den Invictus Games 2023

Den Spirit der Invictus Games 2023 in den Herzen behalten. Das ist es, wovon alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion in Bonn beseelt waren und wohl heute noch sind. Klar ist jedoch: nicht alles ist in diesem Sinne zu Ende gedacht worden. So wurde die App der Invictus Games 2023 von heute auf morgen gelöscht und somit auch die gesamte Daten- und Bildsammlung. Die teilnehmenden Sportler sind mit Beendigung der Spiele aus dem Therapieprogramm gefallen, obwohl sicher einige noch nicht als geheilt angesehen werden können. Ein Event, welches 40 Millionen Euro gekostet hat, sollte doch mehr als nur statistische Zahlen zurücklassen. 

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Invictus Games 2023 ein Türöffner in Gesellschaft und Politik waren für eine neue Art der Diskussion zum Thema Wertschätzung von Veteranen. Der Invictus Games Teilnehmer Thomas Kroner beschreibt die Invictus Games 2023 als zarte Pflanze, die mit Liebe zukünftig zu einem gesunden Baum wachsen solle. Er lobte die gute mentale Vorbereitung des Teams auf die Spiele und die erlebte positive Verbindung zwischen Sportlern und Gästen. 

Royaler Schirmherr der Invictus Games

Für viele stand Prinz Harry und seine Meghan zu sehr im Mittelpunkt. Zu wenige Informationen zu den Sportlern und über ihren Dienst waren in den Medien zu erfahren, meinte Thorsten Bitter. Da ist was dran. Jedoch kann Prinz Harry auch anders betrachtet werden. Der royale Schirmherr ist ein Zugpferd, so Jürgen Görlich (Redakteur/Fotograph von „Gesichter des Lebens“), um den Weg in die gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu finden. Auch Prinz Harry weiß um dieses Thema und hat sich deshalb nur mit Athleten auf Medientermine eingelassen oder glänzte andernfalls mit Abwesenheit. So erlebt und erzählt von Brigadegeneral Alfred Marstaller, der die Invictus Games 2023 in Düsseldorf seit vier Jahren geplant hatte. Er schaut mit Genugtuung auf 21.000 Teilnehmende aus 181.000 Kandidaten der Bundeswehr, sowie 14.000 bei der Invictus Games 2023 mitwirkende Schüler und Studenten.

Fakt ist jedoch auch, ausgewählte aktive Reservisten durften teilnehmen, aber ausgeschiedene Veteranen waren nicht einbezogen. Die Unzufriedenheit darüber ist begründet, denn die offizielle Veteranen-Definition spricht eine völlig andere Sprache. Entweder die Definition wird konkretisiert oder sie wird auch in allen Belangen gelebt.

Alfred Marstaller betonte seinen Stolz, die operativen und thematischen Ziele erreicht zu haben. Bei der Erreichung der strategischen Ziele kam Widerspruch von Michael Bartscher (BDV), diese seien nicht erfüllt worden. Alfred Marstaller verwies mit einem Lächeln darauf, dass dies erst die Zeit zeigen würde. Strategie sei hier eher langfristig zu sehen. Es bleibt also spannend. 

Ergebnisse der Invictus Games 2023:

Erfreulicherweise wurden konkrete Projekte benannt, die aus den Spielen wachsen werden. Zum Beispiel:

  • Mit Unterstützung des Reservistenverband e.V. ist ein Bildband über die Invictus Games Düsseldorf 2023 in Arbeit, laut Dani (Fotografin „Gesichter des Lebens“).
  • Ein Veteranentag ist in den politischen Gremien zurzeit in der Ausarbeitungsphase. Dieser sollte im Sinne eines gesellschaftlichen Miteinanders aufgestellt werden.
  • Dazu ist ein Veteranenkongress im Februar 2024 avisiert und in Vorbereitung durch den DBwV, so Stabsfeldwebel Volker Keil.
  • Geplant ist am 27. / 28.07.2024 in Düsseldorf ein nationaler Sportwettkampf (Invictus Germany) der versehrten Veteranen, unter Einbezug europäischer Anrainerstaaten. (Alfred Marstaller)
  • Wünschenswert wäre “Die Installation eines übergeordneten Hauses zur Betreuung und Versorgung der Millionen von Veteranen mit kleinen Zellen als Ansprechpartner.“ (Alfred Marstaller)

Die Gäste haben das Wort

Von den Gästen gab es zahlreiche Hinweise für den verbesserten Umgang mit Veteranen. Wolfgang Bender (BDV) sprach von Einbindung der Veteranen bei der Planung und Durchführung solcher Großveranstaltungen, nicht nur als Teilnehmer. Da gibt es wohl Stellschrauben für die Nachhaltigkeit bei Militär und Zivilgesellschaft. Diese Podiumsdiskussion gehört eindeutig dazu. 

Die noch aktive Soldatin und angehende Psychologin Diana Klee verweist auf die dringende Notwendigkeit psychologischer Betreuung von Traumatisierten als zukünftiger Schwerpunkt bei der Veteranenarbeit, unabhängig von solchen Events. Sie ist überzeugt: Menschen wollen helfen, sie müssen nur richtig zu den Themen informiert werden. So kamen zum Beispiel Taxiunternehmen aus Düsseldorf auf sie als Mitarbeiterin im Planungsteam der Invictus Games 2023 zu, um das Plüsch-Maskottchen zu stiften und auf ihren Fahrten sichtbar zu machen. Das kann Gesellschaft leisten und wird mit dem Satz unseres Vorstandsmitglieds Detlef Förster: „Miteinander reden – nicht übereinander!“ deutlich formuliert. Dies gilt für Bundeswehr, Veteranenkommune und Gesellschaft gleichermaßen.

Fazit der Podiumsdiskussion:

Im Nachgang dieser Veranstaltung wurde in vielen Einzelgesprächen festgestellt, wie schön es gewesen sei, dass  unterschiedliche Meinungen zugelassen und gehört wurden und wie respektvoll diese Meinungen anschließend diskutiert wurden. Ein Satz ist Detlef Förster in Erinnerung geblieben: “Trotz der vielen Menschen, der unterschiedlichen Ansichten und Meinungen fühlt sich dieser Abend wie ein geschützter Raum an, in dem alles erlaubt ist, da jeder weis, dass der Mensch im Mittelpunkt steht.”

Ein dickes Dankeschön an Christine Parakenings für die Idee und ihr Einsatz zur schnellen Umsetzung  dieser Podiumsdiskussion und natürlich an alle Mitwirkenden für diese zukunftsweisende Veranstaltung. Ebenso gilt unser herzlichster Dank, dem versierten Moderator auf der Bühne, Dr. Uwe Rieske vom evangelischen Forum.

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