Heute möchten wir Euch von unserem Ausbildungswochenende vom 29.09.2023 bis 03.10.2023 berichten und die International Aid Group ein wenig vorstellen. Vorweg: wir hatten wieder eine super Zeit mit klasse Menschen!
Wer ist die International Aid Group?
IAG und Veteranenkultur e.V haben einige Mitglieder, die in beiden Vereinen aktiv sind. Die Mitglieder der IAG sind Menschen wie Du und ich. Das gemeinsame Ziel ist es, Menschen zu helfen, die in Not geraten sind, über Grenzen hinweg. Es wird dort angepackt, wo Not herrscht, zielgerichtet und in fachspezifischen Gruppen, die absolut wissen was zu tun ist.
Die IAG setzt sich seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine immer wieder durch Hilfsfahrten und die Verteilung von Hilfsgütern für die Menschen vor Ort ein. Ob Weihnachtspäckchen für die Kinder in Waisenhäusern, ob Generatoren, Lebensmittel, Bekleidung aber auch Medikamente, Schutzhelme usw.
Die Mitglieder der IAG sind bunt gemischt, Feuerwehr, Polizei, Pflege, Bundeswehr (Aktive/Reservisten), Mediziner, Anwalt, Handwerker, Psychologen usw.
Die IAG setzt sich aus den Bausteinen „humanitäre Hilfe“, „medizinische Hilfe“, „Search and Rescue“ und „PTBS“ zusammen.
Auf der Homepage der IAG findet Ihr nochmal die genaueren Beschreibungen dazu.
Jetzt berichte ich vom Übungswochenende, wo zu erkennen sein wird, wie gut und umfangreich geschult wird.
Die Ankunft
Die Anreise zu unserer Unterkunft „Hufhaus“ in Harztor/Ilfeld/Südharz gestaltete sich abenteuerlich, weil eine nicht wirklich befestigte Straße dorthin führt und natürlich auch das Navi gesagt hat: Wo willst Du denn bitte hin???
Handynetz gleich Null… Nachdem ich ein wenig auf Forstwegen unterwegs war, bin ich dann doch noch fündig geworden. Das Hufhaus an sich zeigt sich erstmal im uralt „DDR-Stil“. Man denkt im ersten Moment, man hat eine Zeitreise in die Vergangenheit angetreten.
Alles super schlicht, auch ein wenig „abgewrackt“, aber die Eigentümer super nett und einfach unschlagbare Preise. Das Essen sensationell und preislich einfach unfassbar günstig.
Die Ziegen laufen auf dem Gelände umher; Pferde, Natur und Platz ohne Ende. Nachts hört man die Hirsche röhren und ansonsten wunderbare Stille. Gerade für ein Übungswochenende, wo auch Orientierung nach Karte im Gelände Thema war… super! Man hat jede Menge Möglichkeiten, Szenarien im Gelände möglichst realistisch darzustellen.
Nachdem abends alle eingetrudelt waren und die Freude über das Wiedersehen bei allen groß war, ging es zum zünftigen, warmen Abendessen; danach wurde noch gemütlich zusammen gehockt und geredet.
Was wurde gemacht?
So starteten wir direkt nach dem Frühstück ins Ausbildungswochenende mit Theorie TECC (Tactical Emergency Casualty Care).
Es handelt sich hierbei um einen Ansatz zur Erstversorgung von Verletzungen in taktischen oder kritischen Situationen, wie sie beispielsweise in militärischen Einsätzen, bei Polizeieinsätzen oder anderen Notfallsituationen auftreten können.
TECC wurde entwickelt, um medizinisches Fachpersonal, insbesondere in taktischen Umgebungen, mit speziellen Fähigkeiten und Protokollen auszustatten, um Verletzte zu versorgen und Leben zu retten, während sie sich in einem gefährlichen Umfeld befinden. Der Fokus liegt darauf, schnell und effizient auf akute lebensbedrohliche Verletzungen zu reagieren.
TECC ist auf die speziellen Anforderungen von taktischen Einsätzen zugeschnitten und betont das schnelle und effektive Handeln, um das Überleben der Verletzten zu gewährleisten und die besten Voraussetzungen für eine spätere medizinische Versorgung zu schaffen.
Dies wurde noch im Detail erörtert und natürlich auch praktisch geübt.
Des Weiteren waren Übungs-/Ausbildungsthemen:
PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung), was passiert eigentlich im Gehirn und warum kommt es zu einer PTBS. Außerdem wurde das B.E.S.S.E.R. Konzept vorgestellt.
Was kann ich tun, wenn meine Kameradin oder mein Kamerad in einer akuten Belastungssituation einfriert und nicht mehr ansprechbar ist? B.E.S.S.E.R. soll dabei helfen, diese Situation zu erkennen und psychologische Erste Hilfe zu leisten.
Es steht für Binden – Einstehen – Sprechen – Stabilisieren – Engagieren – Rückführen.
Kann man diese Emotionen durch die Unterstützung von Kameradinnen und Kameraden vor Ort überwinden, um dadurch psychischen Folgeerkrankungen vorzubeugen. Absolut interessant und dazu gab es auch noch einen Filmvortrag, der das ganze Konzept anschaulich darstellte.
Anbei ein Lehrvideo der US Army.
!! Triggerwarnung !!
Sehr emotional und beeindruckend war die persönliche Geschichte von zwei Betroffenen aus unserem Team, wie sie mit der Erkrankung PTBS umgehen, wie die Therapie aussieht, und was ihnen persönlich hilft, und was schwerfällt.
Danach waren alle berührt und benötigten einen Moment, um das Gehörte sacken zu lassen.
Ungeplante Live-Übung
Am Samstagabend stand dann die Polizei auf dem Gelände, sie suchten einen älteren Herren, der mit seinem Auto vermisst gemeldet wurde. Gut, dass die Mitglieder von IAG auch vor Ort waren, so konnte das SAR-Team (Search and Rescue) gleich seine Fähigkeiten unter Beweis stellen! Schnell wurden Suchgruppen zusammengestellt, mit Funkgeräten ausgestattet und konnten losziehen. Der ältere Herr konnte dann durch die Mitglieder von IAG gefunden werden. Er war ein wenig durch den Wind, aber ansonsten unverletzt. Er wurde an die Kräfte der Polizei übergeben und konnte so ärztlicher Versorgung zugeführt werden. Das Auto blieb jedoch nicht auffindbar und konnte wohl auch die nächsten Tage nicht gefunden werden.
Natürlich wurde auch Reanimation eingehend geübt. Wie reanimiere ich Säuglinge, Kinder, Erwachsene, wo liegen die Unterschiede. Möglichkeiten der Beatmung, Sicherung der Atemwege durch verschiedene Hilfsmittel (Tuben), wie beatme ich mit einem Ambubeutel und worauf muss geachtet werden.
Was für mich persönlich immer wieder herausfordernd ist: wie komme ich mit Karten zurecht, wie orientiere ich mich im Gelände mit Karte und Kompass. Im Zeitalter von Handy, GPS und Navigationssystemen wichtig, sich auf altbewährte Mittel zu konzentrieren und diese auch sicher anwenden zu können. Klar wurde auch dies bei einem Ausflug ins Gelände im schönen Südharz ausprobiert und geübt. Wir hatten das ganze Wochenende wunderschönes Wetter, was die Ausflüge in die Natur nicht schwerfallen ließ.
Klasse war auch die Übungseinheit zum Thema Rettungshunde. Welche Unterschiede gibt es? Für was werden Hunde speziell ausgebildet, worum geht es genau. Als Beispiel: Flächensuche, Lawinensuche, Trümmersuche, Wassersuche.
Gut, dass Daisy mit vor Ort war und wir eine Flächensuche begleiten durften. Daisy hat abgeliefert und alle 3 Teilnehmer, die sich vorher gut versteckt hatten, im abzusuchenden Bereich gefunden. Diese Übung zeigte uns anschaulich, wie übungsintensiv die Arbeit mit Hunden ist.
Fazit
Es war wieder ein übungsreiches, lehrreiches Ausbildungswochenende. Zum Ende wurde noch einmal überlegt, was zukünftig besser gemacht werden kann. Und es wurden Ziele, Wünsche und Pläne für die Zukunft zusammengetragen. Es wurde schnell klar: es gibt jede Menge zu tun, zu üben und zu lernen, denn das Ziel soll sein, dass alle Säulen der International Aid Group einsatzbereit werden. So motiviert wie alle sind, wird dies sicher auch umsetzbar sein. Ich persönlich bedanke mich ganz herzlich bei allen Dozenten und allen Teilnehmern des Übungswochenendes! Es hat sich wie immer gelohnt und ich konnte viel an Wissen für mich mitnehmen. Ich freue mich auf alles, was folgt und die nächsten Übungswochenenden.