In Gedenken an Martin Augustyniak

In Gedenken an Martin Augustyniak

Dies ist die offizielle Gedenk- und Informationsseite zum QR-Code an der Informationsstele „Martin-Augustyniak-Gedenkplatz“-

Am Karfreitagsgefecht dem 02.April des Jahres 2010 in der Provinz KUNDUZ gerieten Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 und unterstellter Kräfte der Bundeswehr in einen Hinterhalt der radikal islamistischen Taliban. HptGefr Martin Augustyniak und seine Kameraden HptFw Nils Bruns und StGefr Robert Hartert fielen während dieser schweren Gefechte.

An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich an all die Kameraden, Freunde und Angehörigen denken, die direkt und indirekt an diesen schmerzhaften Geschehnissen beteiligt waren und dadurch ihren Schaden, an Leib und Seele genommen haben. Ihr Schicksal ist nicht vergessen!

Martin Augustyniak – Der Mensch

Am 28.9.1981 wurde Martin in Bielefeld geboren und wuchs dort in einem geborgenen Umfeld auf. Die wichtigsten Menschen in dieser Phase waren seine Mutter Uschi und Großmutter Magdalena. Im Jahr 2006 heiratete er seine Freundin Natela und das junge Glück wurde komplett, als im gleichen Jahr der gemeinsame Sohn Remo das Licht der Welt erblickte.

Nach dem Abitur leistete Martin zunächst seinen Zivildienst und studierte in Hannover Sozialwissenschaften, um später mit Kindern zu arbeiten. Jedoch entschied er sich aus persönlichen Gründen, für den Dienst in der Bundeswehr, welchen er bis zu seinem Todestag ausführte.

Martin hatte eine große Leidenschaft, das Tanzen.

Nach Aussagen seiner Klassenkameraden, ließ er keine Gelegenheit aus die Tanzfläche zu erobern. Eine weitere große Liebe war der Fußball Club Arminia Bielefeld und so oft es ihm möglich war besuchte er die Spiele mit dem Fanclub. Sport war ein wichtiger Pfeiler in seinem Leben. Neben Fußball, Bodybuilding und Schwimmen, spielte er begeistert American Football bei den Bielefelder Bulldogs und hatte den Mut, von einer Profikarriere zu träumen.

Menschen, die Martin persönlich kannten, beschreiben ihn als einen ungewöhnlich hilfsbereiten Menschen, bei dem das Wohl der Anderen über dem eigenen stand. Jemand der den Mut besaß dort zu helfen, wo andere sich nicht trauten. Diesen Mut bewies Martin Augustyniak auch während seines Einsatzes im Karfreitagsgefecht. Trotz mehrmaliger Verwundung, setze er sich sofort nach medizinischer Erstversorgung wieder für seine Kameraden und die Einheit ein. Dafür wurde ihm postum das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen.

Ein freundlicher und natürlicher Mensch, dessen positive Art und Lachen ansteckend war.

Zitate von Familie, Freunde, Kameraden und Bekannten.

„Ich kann mir Martin nicht ohne sein sympathisches Grinsen und ansteckendes Lachen vorstellen. Wo Martin war, wurde immer gelacht“

“Ich habe mit Martin zusammen fürs Abitur gelernt. Er kam also zu mir in die kleine 1 Zimmer Wohnung und wir lernten Biologie. Jedes einzelne Mal, wenn ich den Raum verließ, um z. B. noch eine Kanne Tee zu kochen, ist der Kerl auf dem Sofa im Sitzen eingepennt!!! “

„Martin war ein leidenschaftlicher Tänzer und hat so oft es ging die Tanzfläche erobert.“ 

„Martin ist in der 11. Klasse zu uns aufs Rats gekommen. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden, also lud ich ihn auch zu meinem Geburtstag ein (ich glaube der 17.). Martin konnte der Einladung nicht folgen, aber er kam stattdessen vollkommen unerwartet am Tag vorher zu mir nach Hause, um mir ein Geburtstagsgeschenk zu bringen! Ich weiß heute noch was es war: 1kg – Hanteln, Amicelli, Fettcreme und ein Salz- und Pfeffer Streuset. Die Kombination war SO merkwürdig und lustig! Er hat mir erklärt, warum es genau dieses Geschenk sein musste und damals war es ganz schlüssig :), aber vor allem sehr aufmerksam und lieb!

„ Nachdem Martin seine Haare blond gefärbt hatte, begrüßte der Lehrer die Klasse mit;“Ich begrüße alle Mädchen und alle Blonden“

„Martin und mich hat unsere Leidenschaft für Sport verbunden. Er war begeisterter American Footballer und hatte große Träume. Martin war extra aufs Gymnasium gewechselt, weil er nur mit Abitur ein Stipendium für ein amerikanisches College bekommen würde. Mit derselben Leidenschaft, die Martin für seine eigenen Ziele aufbrachte, hat er sich aber auch für andere eingesetzt. Auf seine Hilfsbereitschaft konnten wir uns alle in jedem Moment genauso verlassen wie auf seinen Humor: Ob auf Klassenfahrt in Griechenland, beim Sportkurs auf Langeoog oder auf der ein oder anderen Party – ich werde Martin vor allem für seine Schlagfertigkeit, sein herzliches und lautes Lachen und sein breites Grinsen in Erinnerung behalten.“

Das Karfreitagsgefecht – Die Hintergründe

In der Sonderausgabe Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung Ausgabe 2/2018 stellt Herr Major Chris Helmecke M.A., Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen detailliert dar. Für die freundliche Nutzungserlaubnis danken wir!

VORSICHT! AUSDRÜCKLICHE TRIGGERWARNUNG

Die Soldaten der 1. Infanteriekompanie

Seit Ende Februar 2010 befanden sich Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus dem niedersächsischen Seedorf im Einsatz in Kunduz. Etwa 130 von ihnen waren Angehörige der 1. Infanteriekompanie, einer von drei Kompanien, die der Kommandeur des Regionalen Wiederaufbauteams (Provincial Reconstruction Team, PRT) Kunduz, Oberst Reinhardt Zudrop, als Manöverelemente zur Verfügung hatte. Ihnen standen in den nächsten vier Monaten regelmäßige Einsätze außerhalb des Feldlagers Kunduz bevor. Es galt, den Raum Kunduz gegen die aufständischen Taliban zu behaupten, die Bewegungsfreiheit auf den Hauptverbindungsstraßen zu gewährleisten sowie mit den afghanischen Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten. Die Kompanie bestand aus den drei Infanteriezügen »Foxtrott», »Golf« und »Hotel« (mit zwei Schützenpanzern »Marder« verstärkt) sowie weiteren Unterstützungskräften. Seit dem 31.März 2010 operierte die 1.Infanteriekompanie aus dem Außenlager im Polizeihauptquartier (PHQ) von Chahar Darreh heraus, neun Kilometer vom Feldlager Kunduz entfernt. Das Ziel der PRT-Führung in Kunduz war es, den eigenen Operationsraum Richtung Süden auszuweiten. Chahar Darreh galt dabei als ein Unruhedistrikt. Eigene Kräfte der Kompanie waren auch in Außenposten entlang der Verbindungsstraße (Line of Communication, LOC) »LittlePluto« südlich des PHQ auf den Höhen 431 und 432 genannten Lehmhügeln eingesetzt – Tag und Nacht. Ein Leben im Graben.

Eingeschlossener Spähtrupp

Am 2.April 2010 hatte die Kompanie den Auftrag, entlang der LOC »Little Pluto« und der Straße nach Isa Khel improvisierte Sprengfallen (Improvised Explosive Device, IED) aufzuklären und zu räumen. Der Foxtrott-Zug befand sich in Stellung auf den Höhen431 und 432. Der Hotel-Zug bezog mit zwei Schützenpanzern Stellung südlich der Kreuzung, um die IED-Suche zu überwachen. Der Golf-Zug, ausgestattet mit gepanzerten Radfahrzeugen des Typs »Dingo«, sollte mit den Kräften zur Kampfmittelbeseitigung (Explosive Ordnance Disposal, EOD) die Straße räumen. Über einen zuvor erkundeten Umgehungsweg, einen schmalen Feldweg, gelangte eine verstärkte Gruppe des Zuges unter der Führung des stellvertretenden Zugführers, Hauptfeldwebel Nils Bruns, in einen Vorort Isa Khels, um von dort die Suche zu sichern und später für einen Folgeauftrag weiter aufzuklären.

Währenddessen begannen die belgischen EOD-Kräfte mit dem Suchverfahren. Die Soldaten im Vorort setzten eine Drohne Richtung Isa Khel ein, die aber, vom Wind abgetrieben, abstürzte. Ein abgesessener Spähtrupp aus vier Soldaten, darunter der Hauptgefreite Martin Augustyniak, suchte in einem angrenzenden Weizenfeld nach ihr. Der Zugführer fuhr mit seinem Trupp in den Vorort, um sich ein genaueres Lagebild vom Absturzort zu machen. Alles schien ruhig. Doch zu dieser Zeit wurden die Soldaten bereits von den Taliban ausgekundschaftet…“

Auszug aus „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“. Vollständiger Artikel als PDF Download (1,8 MB)

Der Gedenkplatz – Von der Idee bis zur Fertigstellung

Volker Lehmann einer der Initiatoren berichtet:

Die Ereignisse, um das zuvor beschriebene Karfreitagsgefecht, meine Teilnahme an der Beerdigung des gefallenen  Kameraden OSG Alexey Kobelew im Juni 2011, hatten mich persönlich sehr berührt. Im Jahre 2012 lernte ich auf einem Benefizkonzert Ursula Wolf, die Mutter von Martin Augustyniak kennen. Ursula und ich sprachen damals darüber wie man das Andenken an die gefallenen Soldaten der Bundeswehr, besser in der Öffentlichkeit verankern könnte.

Als dann 2018 in Stadtallendorf eine Straße nach dem gefallenen Hauptmann Markus Matthes eingeweiht wurde, fassten Ursula Wolf und ich den Entschluss, einen Bürgerantrag an die Stadt Bielefeld und die Bezirksvertretung Bielefeld-Brackwede zu stellen.

Wir wollten ein Zeichen setzten, für Martin und alle gefallenen Soldaten der Bundeswehr.

Unser Anliegen nach einer Gedenkstätte im öffentlichen Raum wurde von dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., vertreten durch dem damaligen Vizepräsident für Politik und Sicherheit Christian Faul, dem Kreisvorsitzenden der Kreisgruppe Bielefeld des Verbandes der Reservisten Adrian Korf, den Combat Veteran e.V., hier Axel Loher und Christophe Böckling, dem Versehrtenverein FUAV, Major Stephan Wüsthoff und Vorstand, Hauptfeldwebel Holger Berghaus, OG d.R. Herwart und Marie Therese Brockmann sowie vielen anderen unterstützt. Nach einer Zeit der politischen Diskussion, auch kontroverser Art, stimmte die Bezirksvertretung Bielefeld-Brackwede mehrheitlich mit den Stimmen der CDU,SPD, FDP und auch Grünen dem Bürgerantrag zu, den Dreiecksplatz unweit von Martins Elternhaus als Gedenkplatz für Martin freizugeben.

Alle Beteiligten nahmen diese Nachricht sehr dankbar auf.

Die Firma Grabmale Kohlschmidt, stiftete großzügig, die zwei Meter lange und 45 Zentimeter hohe Granitbank mit drei Sitzplatten, welche am 27.06.2019 um 14 Uhr ins Fundament gesetzt wurde.

Im Anschluss fand eine kleine Feierlichkeit statt und neben vielen der o.g. Unterstützer, Vertreter der Politik und Familie, nahmen auch die Kameraden des Fallschirmjägerregiment 31 aus Seedorf daran teil. Musikalisch untermalt wurde der Tag von der Bielefelder Sopranistin Manuela Heinrich, welche die Feierlichkeit mit Gesang und Spiel am Akkordeon begleitete. Ursula und Lothar Wolf , Martins Sohn Remo und Natela Augustyniak, die Kameraden der Bundeswehr, besonders die Einheit von Martin, sind sehr dankbar für die Realisierung des Gedenkplatzes.

Am 01.04.2020 wurde, pünktlich vor dem 10. Todestag von Martin, die Infostele zur Vollendung des Projektes aufgestellt. Veteranenkultur e.V. organisierte einen Cowdfunding-Aufruf und innerhalb von 2 Tagen eine Summe von 4000 Euro sammeln. Die Firma Grabmale Kohlschmidt erfüllte ihren Auftrag zeitgerecht in Zeiten von Covid-19. Der Martin Augustyniak Gedenkplatz ist ein wichtiges Zeichen und großer Schritt für eine verantwortungsvolle, richtungsweisende Gedenkkultur, für unsere gefallenen Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr, in der Bundesrepublik Deutschland.

Volker Lehmann OSG der Reserve

Danksagung

Das Team von Veteranenkultur e.V. bedankt sich bei allen Beteiligten, welche diesen Meilenstein in der Gedenkkultur ermöglicht haben.

Bitte nutzen Sie auch die Kommentarfunktion, als Eintrag in das Kondolenzbuch.

Titelbild: Roman Bracht

Kommentare 1
  • Liebe Uschi, Liebe Natela und Lieber Remo!

    Für die Tage, wünsche ich Euch viel Kraft. Mein Herz und meine Gedanken sind bei Euch!
    Sowie bei den Angehörigen von Nils Bruns und Robert Hartert.

    In tiefer Anteilnahme
    Cäci

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