Am 2. April 2010, gegen 13 Uhr Ortszeit, wurden Fallschirmjäger des Fallschirmjägerbataillons 373 in Isa Khel, Afghanistan, von Aufständischen aus einem Hinterhalt unter massivem Beschuss genommen. Der weitere Verlauf und die Folgen dieses Tages sind weitreichend bekannt und Teil der Gedenkkultur für alle aktiven und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten. Jedes Jahr ist es ein Anliegen, den Geschehnissen dieses Tages, den Gefallenen und Verwundeten sowie all jenen, die betroffen oder involviert waren, Respekt zu zollen.
Fünfzehn Jahre sind vergangen.
Am 2. April 2025 fanden sich – auf Einladung des Befehlshabenden Generals des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Alexander Sollfrank, sowie der Organisatoren des Good Friday Battle „Schulle, Phill und Felix“ – bei strahlendem Sonnenschein über 100 Gäste zu einem längst überfälligen Wiedersehen zusammen. Unter ihnen waren Soldaten, Angehörige und Hinterbliebene. Der Ort: der Wald der Erinnerung auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Schwielowsee bei Potsdam. Die besondere Atmosphäre dieses Tages war unvergleichlich.


Nach ersten Begrüßungen, Umarmungen und von Freude erfüllten Gesichtern – die das lang erwartete Wiedersehen trotz des ernsten Anlasses widerspiegelten – begrüßte Generalleutnant Sollfrank die Anwesenden am Rednerpult mit den Worten: „Der 2. April ist ein wichtiger und einschneidender Tag.“ Er betonte, dass die große Anzahl an Teilnehmenden ein beeindruckendes Zeichen sei.
Und ja, das war es zweifellos: Große Teile des Foxtrott- und Golf-Zuges aus dem Jahr 2010 waren anwesend – ebenso wie der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der ehemalige Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus, Militärdekan Bernd Schaller, Brigadegeneral Matthias Lau (damaliger Kommandeur des Fallschirmjägerbataillons) sowie Generalleutnant a.D. Frank Leidenberger (damaliger Kommandeur der Luftlandebrigade 31).
Die Kameraden stehen Spalier.
Nach einer ergreifenden Ansprache des damaligen Spießes der Züge Foxtrott und Golf – in der er über Kameradschaft, gemeinsame Erlebnisse sowie den damaligen und heutigen Zusammenhalt sprach – hob er hervor, wie jede einzelne Geschichte aller Beteiligten und der individuelle Umgang mit dem Nichtvergessen zum Gedenken an die drei Gefallenen beitragen und eine Gegenkultur prägen.
Im Anschluss bewegten wir uns durch das „Empfangs- und Informationsgebäude“, in dem ausführliche Informationstafeln über vergangene Auslandseinsätze informieren. Von dort ging es weiter über den „Weg der Erinnerung“, an dessen Namensstelen aller im Einsatz Gefallenen gedacht wird, hin zum „Ort der Stille“ im Wald der Erinnerung. Dort teilte Militärdekan Bernd Schaller seine persönlichen Erinnerungen an den 2. April 2010.
Die Kameraden des Foxtrott- und Golf-Zuges bildeten daraufhin ein Spalier, durch das Kränze zum Gedenken an die Gefallenen zum Ehrenhain getragen wurden – jener Ort, an dem auch der Ehrenhain von Kunduz seinen Platz gefunden hat. Für die, die an den Einsätzen teilgenommen haben, ist der „Wald der Erinnerung“ ein Ort, der sie in die Vergangenheit zurückversetzt – voller Emotionen, Bilder, Erfahrungen und Gefühle, die im Kontrast zur friedlichen Umgebung in Potsdam stehen.


Elemente aus den Einsatzorten – Kabul, Kundus und Mazar-e Sharif – wurden mit großem Aufwand nach Deutschland gebracht, um einen würdigen Ort des Erinnerns zu schaffen. Staubige Landschaften, unangenehme Gerüche, Fluglärm und laute Aggregate treffen hier auf Vogelgezwitscher, Bäume, frische Luft und Blütenduft. Gegensätze, die dabei helfen, die schmerzhaften Erinnerungen erträglicher zu machen – und die uns helfen, innezuhalten, zu erinnern und zu gedenken. Gefühle, die damals keinen Platz hatten, dürfen hier zugelassen werden.


Auch Karl-Theodor zu Guttenberg sprach nach der Kranzniederlegung bewegende Worte. Er schilderte, wie er den 2. April 2010 erlebte – als Verteidigungsminister, Bundestagsabgeordneter und vor allem als Mensch. Seine Worte zeugten von persönlicher Betroffenheit und Verantwortung.
„Stamus una, cademus una – wir stehen zusammen und fallen zusammen.“
Ein Trompeter spielte das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“, das durch den Wald der Erinnerung hallte. So hatte jeder die Möglichkeit, innezuhalten, zu gedenken und zu trauern. Kameradschaft bedeutet Zusammenhalt: „Stamus una, cademus una – wir stehen zusammen und fallen zusammen.“ Dies war spürbar. Männer und Frauen spendeten sich gegenseitig Trost und Kraft – um gemeinsam die Erinnerung an die Gefallenen zu bewahren und auch eigene Opfer zu verarbeiten.


Nachdem jeder für sich – oder gemeinsam mit anderen – an den Gedenkstelen innegehalten hatte, wechselte die Gesellschaft zur Offiziersheimgesellschaft, um dort den Nachmittag und Abend in Gemeinschaft zu verbringen. Es wurden großartige und tiefgehende Gespräche geführt. Das Treffen glich einem Sommerfest ehemaliger und aktiver Kameradinnen und Kameraden sowie deren Angehörigen – wenn auch aus einem traurigen Anlass heraus.
Es ist wichtig, die Erinnerung an die Opfer des 2. April 2010 wachzuhalten
– an jene, die ihr Leben ließen, und an jene, deren Leben sich für immer veränderte. Gesellschaft, Politik und wir alle müssen diesen Tag im Gedächtnis behalten. Die Opfer dürfen nicht vergessen werden. Dies ist eine gesellschaftliche Verpflichtung – aus Respekt und in Anerkennung.
Wir von Veteranenkultur e.V. sind dankbar, Teil dieses besonderen Treffens gewesen zu sein. Dank des Good Friday Battle Fonds konnten wir dazu beitragen, dieses Wiedersehen nach 15 Jahren in einem würdevollen Rahmen zu ermöglichen.


Unser besonderer Dank gilt dem Befehlshaber des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Alexander Sollfrank, allen Gästen – darunter auch jene, die den langen Weg aus den USA nicht gescheut haben – sowie vor allem dem gesamten Organisationsteam rund um „Schulle und Maik“.
Ein herzliches Dankeschön gilt auch allen Spenderinnen und Spendern, die das Projekt „Good Friday Battle“ unterstützen.
Ihr alle habt dieses Wiedersehen nach 15 Jahren möglich gemacht.
Text von Detflef Förster und Fotos von: www.bracht-fotografie.de