Wir marschieren und ehren die Toten
Freitags 900 km nach Bonningues-Les-Calais, Sonntags 900 km zurück nach Bayern. Das ist eine lange Strecke. Dazwischen aber lag ein überwältigendes Marscherlebnis, dass das Team Gesichter des Lebens (@gesichter.des.lebens), Jürgen Görlich (@juergen_goerlich) und Daniela Skrzypczak (@demipress), mit Fotos verewigt hat. Als Veteranenkultur e.V. danken wir dir herzlich für deine Arbeit.
Den Gefallenen der NATO-Streitkräfte zum Gedenken legten mehr als 40 Frauen und Männer mit und ohne Uniform aus Frankreich, Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Großbritannien und USA (und zwei willensstarke Kinder!) beim NATO Memorial Walk eine Strecke von etwa 30 km zu Fuß zurück. Mit Start um 8:30 Uhr in Hames-Boucres über Fréthun zum Obelisken am Cap Blanc-Nez, am Strand des Ärmelkanals entlang bis zum Endpunkt um 17:00 Uhr am Rathaus von Calais.
Internationale Kranzniederlegung und Gedenken
Die Kranzniederlegung am Memorial de L`OTAN in Fréthun mit dem Bürgermeister und Einwohnern bewegte alle Herzen. Der Kranz wurde gestiftet vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge. Wir sagen herzlichen Dank dafür. Ebenso für die Unterstützung bei der Beköstigung aller Marschteilnehmer. Gemeinsames Gedenken ist intensiver und schafft tiefe Verbindungen. Der Kameraden aus den NATO-Staaten zu gedenken, die im Dienst ihr Leben gelassen haben, ist würde- und respektvoll. Auch die Tiere, die oft den Einsatz nicht überlebt haben, werden mit einem Gedenkstein geehrt. Außergewöhnlich war, dass die olympische Flamme von Träger und Olympiateilnehmer der Paralympics, Fernand Balzard, am Gedenkstein weitergegeben wurde.
Als große Marschgruppe queren wir den Ort und an den Straßen hupen Autos, winken uns Menschen zu. Wir haben eine Treibjagd gesehen, sind durch Matsch gelaufen, konnten Dover jenseits des Ärmelkanals sehen und schritten lächelnd auf dem Sandstrand vor Calais. Dazu hatte es 14 Grad mit Sonnenschein satt und wärmenden Gesprächen zwischen den Marschierenden.
Traditionen pflegen ist unerlässlich
Rituale wie der 11 Uhr-Tee der Marschgruppe der Reserve sind wichtig; und wir haben genau das getan und gern mit allen angestoßen. Das solche verbindenden Bräuche der Kameradschaft zunehmend unbeachtet bleiben, weil der militärische Nachwuchs sich nach Dienstschluss leider auf Stube zurückzieht und den Medien frönt, wurde uns im Gespräch mit Soldatin Celina (21) aus Idar-Oberstein deutlich. Sie bedauert diesen Werteverfall und wünscht sich ein Gegensteuern der Bundeswehr.
Reservistin Martina (Marschgruppenführerin aus Braunschweig) hält, ebenso wie Reservist und Fahnenträger Mario (Schwarzenberg), bewusst dagegen, indem sie aktiv an ihrer körperlichen und bildungstechnischen Leistungsstärke arbeitet, um wehrhaft zu bleiben und Kameradschaft nicht auszuhöhlen. Unsere Reservistenverbände stellen das Bindeglied zwischen Bundeswehr und Gesellschaft dar. Unser Dank gilt ihrer permanenten Bereitschaft, neben ihrem zivilen Beruf in Einsätzen zu dienen.
Geschichte live erzählt und die Bürgermeisterin von Calais
Unser Marschleiter Andreas Epple erzählt uns an einem ehemaligen Soldatengrab am Nordatlantikstrand, etwas zum ersten Tunnelbau unter dem Ärmelkanal im 19. Jahrhundert und dem Festungsbau im Zweiten Weltkrieg und seine Bedeutung. Dazu haben wir direkt am 28.09.24 auf Instagram ein Video gepostet. Da könnt ihr die Fakten nochmals anhören und die Küstenlandschaft sehen.
Am Ende wird jedem Teilnehmer vor dem Musée Mémoire Calais 1939 – 1945 (längster deutscher Bunker in Europa) von der Bürgermeisterin Madame Natacha Bouchart eine Memorial Walk – Medaille persönlich angesteckt. Was für ein emotionaler Augenblick!
All das wäre nicht möglich, wenn es Willy Breton (Präsident der FMO), Oberst d. R. Andreas Epple (Hauptorganisator) und Christophe Böckling (Vorstandsmitglied Veteranenkultur e. V.) nicht mit Herzblut organisieren würden. Tausend Dank an alle Helfer vor Ort und bitte lasst auch 2025 stolz die Fahnen auf den Wegen um Calais wieder wehen.
Willst du nicht auch am 13. September 2025 mit uns den 3. NATO Memorial Walk erleben? Am Morgen und am Abend gemeinsam essen, Spaß haben und einander besser verstehen lernen. Ganz im Sinne des Leitmotivs unseres Kulturvereins Veteranenkultur e.V.:
Sehen. Verstehen. Integrieren.