Allgemein 3. Mai 2022

Warum redet ihr mit kritischen Stimmen? – Feedback zur Veranstaltung „Dank d. Vaterlandes“

von Veteranenkultur e.V.

Titelbild: Wolfgang Siemens  1999 Umarmung I, Acryl und Öl auf Leinwand, 200 x 220 cm  © Karin Siemens kontakt@siemens-art-estate.com

Wir werden oft gefragt, warum wir den Dialog mit kritischen Stimmen suchen. Nach unserer Veranstaltung „Dank des Vaterlandes“ vom 06.04.22 erreichte uns viel positives Feedback. Stellvertretend für alle möchten wir das Feedback von Frau Siemens veröffentlichen. Nochmals herzlichen Dank an dieser Stelle für die Erlaubnis, ihren Brief und das Gemälde von Wolfgang Siemens hier zu veröffentlichen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Veteraninnen und Veteranen,

Ihre Veranstaltung  „Dank des Vaterlandes?  –  Lesung Wolf Gregis aus seinem Roman Sandseele“ in der Kölner Lutherkirche hat mich berührt und beschäftigt mich immer noch. Zunächst einmal ganz herzlichen Dank an Sie und Ihre Kooperationspartner DFG VK und FBW für diesen besonderen Abend. Trotz – allgemein bekannter – kontroverser Standpunkte konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einem Diskurs in absolut friedlicher Stimmung erleben, den ich als wegweisend für ein friedliches Miteinander von Antimilitaristen und Militaristen empfunden habe.

Ich habe viel gelernt und neue Sichtweisen auf  die Themen „Krieg“ – „Frieden“  – „Bundeswehr“ und „Auslandseinsatz“ mit nach Hause genommen. 

„Frieden schaffen ohne Waffen“ ist für mich eine richtige, wichtige Utopie. Es war schon immer ein Menschheitstraum ohne Krieg in Frieden leben zu können. Das geht nur ohne Waffen. Diese Vision, auch wenn sie utopisch ist, nicht aufzugeben finde ich, besonders mit Blick auf den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine, von großer Bedeutung. Auch was gerade unmöglich erscheint, ist manchmal sehr, sehr viel später möglich. Ein Beispiel dafür ist die Abschaffung der Wehrpflicht, die vor einhundert Jahren utopische Vision war.

Existenz und Akzeptanz einer Berufsarmee und die Vision  „Frieden schaffen ohne Waffen“ sind für mich persönlich kein Widerspruch. Solange kein Mensch zu einer militärischen Grundausbildung gezwungen wird kann ich gut damit leben.Ich bin ein Freigeist und mag es nicht wenn mir jemand sagt, was ich tun und zu lassen habe. Deshalb ist es für mich selbstverständlich die Berufswahl anderer Menschen nicht zu kommentieren. 

Was in der Ukraine passiert ist, lehrt mich, dass wir dankbar sein können, dass es mutige Menschen gibt, die bereit und in der Lage sind, uns zu verteidigen um aggressive Gefahren abzuwenden.  Es gibt Situationen in denen man sich unbedingt wehren muss.

Was Ihre Veranstaltung, insbesondere auch Herr Gregis, bei mir bewirkt hat, ist, dass ich Soldatinnen, Soldaten und Veteranen nicht mehr als Teil einer anonymen Masse „Bundeswehr“ wahrnehme sondern als Menschen, die sich unglaublichen Gefahren ausgesetzt haben und aussetzen. Das war mir bisher nicht wirklich bewusst. Bilder, Berichte in den Medien, Fakten und Zahlen zu dem Thema kann man in unserer schnelllebigen Zeit gut verdrängen. Sie haben mich zum „Innehalten“ und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Bundeswehr und Auslandseinsätze (und ihre Folgen..) inspiriert und zwar nachhaltig. Ich möchte mehr über persönlich Betroffene erfahren und bestelle gleich – in einer gesonderten Mail – deshalb ein Buch bei Ihnen. 

Gesellschaftliche Anerkennung, Wertschätzung, ausreichende, finanzielle und medizinische Hilfe für verletzte und traumatisierte Soldaten, auseichende finanzielle Absicherungen für Familien von gefallenen Soldaten stehen Ihnen zu, das sind Selbstverständlichkeiten! 

Seien Sie versichert, dass ich Ihren persönlichen Einsatz wertschätze und dass ich mir wünsche, dass Sie und Ihre Angehörigen die gesellschaftliche Anerkennung und Gerechtigkeit erhalten, die Sie verdient haben!

Es ist mir wichtig, dass Sie erfahren was Ihre Veranstaltung bei mir bewirkt hat, das ist immerhin Ihr Erfolg!

Alles Gute, weiterhin viel Erfolg für Ihre Anliegen

und herzliche Ostergrüße

Karin Siemens

© Karin Siemens

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